03.09.2015
Schönen Dank!
Wort zum Sonntag für die Thüringische Landeszeitung vom 5. September 2015 von Pfarrer Bernhard Zeller, Pfarrer der Martini-Luther Gemeinde
Schönen Dank!
Einschulung. Der kleine Paul steht mit großen Augen vor dem Tisch voller Geschenke. Juchzend packt er eine nagelneue Brotbüchse aus und lässt fröhlich den Verschluss auf- und zuschnappen. Doch da gibt’s einen Stups von Papa: „Hey, vergiss nicht, Danke zu sagen!“ Fast ein wenig erschrocken legt Paul die Dose weg, schlingt seine Ärmchen um den lieben Onkel und sagt Danke. Doch nun wird Papa von Mama gestupst: „Tu doch den Kleenen nich so gängeln!“ Jetzt steht Papa dumm da: ein Kinder-Gängler!
Es fällt schwer, in dieser kleinen Szene den Schiedsrichter zu geben. Klar: Kinder zu gängeln, sie zu steifen Anstandsfloskeln anzuhalten - das wirkt gouvernantenhaft. Aber ein Kind, das nicht von selbst Danke sagt, ist auch peinlich. Was tun?
Ganz einfach: Vorbild sein! Zeigen, wie viel wir in unserem Leben anderen verdanken. Und das auch sagen: der Verkäuferin, die uns freundlich bedient hat, dem Hausmeister, der die Rabatte so schön pflegt, den zwei Lehrerinnen, die eine ganze Woche lang mit lauter Pubertierenden auf Klassenfahrt waren. Und nicht zuletzt auch dem Herrgott, der ja die Äpfel reifen lässt, der die ein oder andere brillante Idee in unseren Geist zaubert und darüber hinaus ziemlich viele freundliche Dinge im Verborgenen tut. Schönen Dank!
Und Paul? Der wird sich das "Danke" bei uns abschauen. Auch ohne Stups in die Seite. Ganz sicher!
(Und übrigens: Schönen Dank, dass Sie diesen kleinen Artikel gelesen haben!)