05.02.2016
Neue Übersetzung der Bibel entsteht

Eine neue Übersetzung der Bibel, die sehr nah am Originaltext bleibt, entsteht gerade im Internet. Auf der Seite www.bibelbuch.de veröffentlicht der frühere Erfurter Pfarrer und Dozent Hans Jochen Genthe eine Übersetzung, die „so wörtlich wie möglich und so frei wie nötig“ ist. Das Neue Testament hat der Theologe bereits vollständig aus dem griechischen Urtext übersetzt. Teile des Alten Testaments sind auch schon zu finden.

Genthe möchte mit dieser Übersetzung allen das Bibelstudium ermöglichen, die des Hebräischen, des Aramäischen und des Griechischen nicht oder nicht hinreichend kundig sind. „Um die biblischen Schriften zu verstehen, muss man sie sehr genau lesen und möglichst nah am Urtext bleiben“, sagt der Theologe. Bei der Auslegung eines Textes genüge es nicht, Begriffe assoziativ auszulegen, ohne die genaue Bedeutung des Wortes zu kennen.

Bei seiner neuen Bibelübersetzung stützt sich Genthe auf seine jahrzehntelange Erfahrung als Dozent in der Erfurter Predigerschule. Dort hat er Pfarrer ausgebildet, die im Unterschied zu Universitätsabschlüssen, die Sprachen der Bibel, also Griechisch und Hebräisch, nur in Grundkenntnissen gelernt haben. „Es kam mir immer darauf an, den jungen Leuten den Text so nahe wie möglich zu bringen.“ Solche Genauigkeit ist in Genthes Übersetzung nur mit zahlreichen Anmerkungen zu haben, die auch die Internetseite durch Fußnoten darstellt. Man springt über einen Link zur Anmerkung am Ende und ebenso wieder zurück in den Text.

Um die Bibel als Grundlage des christlichen Glaubens sehr genau zu erschließen, bietet Genthe zusätzlich zu den biblischen Texten eine Einführung in die Bibel. Dieser sehr übersichtlich gegliederte Menüpunkt erinnert in Form und Aufbau an eine Vorlesung, die sich Schritt für Schritt von der Entstehung der Bibel bis zu den späten Werken bewegt. „Verstehen kann man die Bibel nur aus der genauen Kenntnis der Texte aus ihrer Entstehung und ihren Zusammenhängen“.

Auch in der Wiedergabe der poetischen Stücke des Alten Testaments in ihrer hebräischen Metrik hat Genthe sein Übersetzungsprinzip „so wörtlich wie möglich und so frei wie nötig“ umgesetzt, indem er wenigstens die Zeilenabgrenzung solcher Stücke in der Übersetzung wiedergegeben hat. So bleiben wenigstens in der Ansicht die poetischen Teile erkennbar.

Das Neue Testament ergänzt Genthe durch Übersetzungen antiker Literatur. „Die Schriften des Neuen Testaments sind erst im Zusammenhang ihrer hellenistischen Umwelt zu verstehen.“ Übersetzt hat er bereits, als erster überhaupt, das umfangreiche Werk von Clemens Romanus, die „Pseudoclementinen“. Folgen sollen noch einige altjüdische, lateinische und griechische Texte, die für das Verständnis des Neuen Testaments wichtig sind sowie die sogenannten Apostolischen Väter, also die frühesten christlichen Texte außerhalb des Neuen Testaments.

Dr. theol. Hans Jochen Genthe übersetzt seit 2007 die ganze Bibel und weitere Schriften der antiken christlichen Literatur. Von 1962 bis 1992 lehrte er Neues Testament an der Evangelischen Predigerschule in Erfurt und war Pfarrer an der Erfurter Kaufmannskirche. Theologie auch Laien nahe zu bringen, war stets sein Ziel. Dafür publizierte Genthe Bücher wie "Mit den Augen der Forschung. Kleine Geschichte der neutestamentlichen Forschung" (Berlin 1976), und "Martin Luther. Sein Leben und Denken" (Göttingen, 1996). Auf den Spuren von Martin Luthers Romreise war Genthe 2009 unterwegs und schrieb “Auf Luthers Spuren unterwegs”, Eine Reise durch Deutschland, die Schweiz und Italien (herausgegeben von Hans-Albert Genthe, Göttingen 2009). Heute lebt Hans Jochen Genthe im Ruhestand im nordhessischen Eschwege.