21.01.2016
Gottesdienst zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
Am Sonntag, dem 24. Januar 2016, um 17 Uhr, wird im Haus der Versöhnung des Erfurter Augustinerklosters in einem ökumenischen Gottesdienst der Opfer des Holocaust gedacht.
Rabbiner Benjamin Kochan von der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen wird das jüdische Gebet El male rachamim (Gott voller Erbarmen) sprechen, das der „Seelen der Sechs-Millionen Juden, Opfer der Shoah in Europa, ermordet, geschlachtet, verbrannt, umgekommen in Heiligung Deines Namens“ gedenkt. Musikalische Beiträge kommen von Schülerinnen und Schülern der Edith-Stein-Schule sowie Landeskirchenmusikdirektor Dietrich Ehrenwerth.
Der Gedenkgottesdienst steht unter der Überschrift „Mir lebn ejbig!“ Das Lied mit diesem Titel stammt von Lejb Rosenthal, der es im Wilnaer Ghetto 1943 für eine Revue geschrieben hatte. Nach der Aufführung wurde im September 1943 das Ghetto zerstört und seine Bewohner und Bewohnerinnen ermordet. Rosenthal selbst wurde 1944 in einem Arbeitslager in Kloga/Estland erschossen.
Pfarrer Ricklef Münnich von der Arbeitsgemeinschaft Kirche und Judentum: „Der trotzige Ruf des Liedes ‚Wir leben ewig, wir sind da‘ ist in Deutschland vor allem durch Esther Bejarano, die soeben 91 Jahre alt gewordene Überlebende des Mädchenorchesters von Auschwitz, bekannt geworden. Jüdinnen und Juden suchen nach dem Massenmord an ihrem Volk Bündnisse und Bündnispartner zum Überleben, sei es hier oder in Israel. Wir wollen verlässliche Partner der jüdischen Gemeinschaft sein. Der ökumenische Gottesdienst will das zum Ausdruck bringen – gerade angesichts alter und neuer, muslimischer und rechtsextremer Judenfeindschaft.“
Zum Gedenken laden der Evangelische Kirchenkreis und das katholische Dekanat Erfurt sowie die Arbeitsgemeinschaft Kirche und Judentum in Thüringen ein.
2005 haben die Vereinten Nationen den 27. Januar zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erklärt. In Deutschland wird er seit 1996 als bundesweiter, gesetzlich verankerter Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus begangen. Das Datum bezieht sich auf den Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee im Jahr 1945.