12.05.2014
Kirchenkreis Erfurt gratuliert Propst i. R. Heino Falcke

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Evangelischen Kirchenkreis Erfurt gratulieren ihrem Alt-Propst im Propstsprengel Erfurt-Nordhausen, Dr. Dr. h.c. Heino Falcke, zum 85. Geburtstag am 12. Mai 2014.

Heino Falcke setzte seit den achtziger Jahren maßgebliche Impulse für den konziliaren Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Dies betrifft sowohl seine wissenschaftliche Arbeit in zahlreichen Veröffentlichungen als auch sein außergewöhnliches politisches Engagement, das durch die Mitarbeit im Ökumenischen Rat der Kirchen bereits zu DDR-Zeiten einen globalen Horizont in den Blick nahm und unter dem Motto „Global denken – lokal handeln“ in der Arbeit von Basisgruppen vor Ort fruchtbar machte. Mit dieser von der Leitung der Evangelischen Kirche in der DDR eher distanziert verfolgten Basisarbeit gehörte Heino Falcke zu denen, die die Wende unmittelbar vorbereiteten.

1972 hatte Falcke Aufsehen mit seiner Rede „Christus befreit - darum Kirche für andere“ auf der Synode der evangelischen Kirchen in der DDR in Dresden Aufsehen erregt. Darin forderte er die Kirche auf, sich für gesellschaftliche Veränderungen in der DDR, für politische Freiheit und Mündigkeit der Bürger einzusetzen.

"Als Vordenker der kirchlichen Friedensbewegung hat Heino Falcke weit über die Grenzen der DDR hinaus gewirkt", würdigte Landesbischöfin Ilse Junkermann den Alt-Propst anlässlich seines Geburtstages. "Bereits als junge Theologin in Westdeutschland haben mich seine Reden und Schriften bestärkt, insbesondere sein bedingungsloses Eintreten für Frieden ohne militärische Gewalt und Drohgebärden. An ihm können Christen, ja, alle Menschen sehen, worin die Freiheit eines Christenmenschen besteht. Er hat durch sein Beispiel sehr vielen Christen in Ost und West geholfen, sich mutig und ohne Zaudern für gerechte Verhältnisse in der Welt einzusetzen".

Heino Falcke wurde am 12. Mai 1929 in Riesenburg in Westpreußen geboren. Er studierte ab 1946 in Berlin und ab 1948 in Göttingen Theologie. In Basel war er Hilfskraft des einflussreichen Theologen Karl Barth. 1952 entschied Falcke sich dazu, als Pfarrer in die DDR zu gehen. Seine Begründung lautete: "Pfarrer und Theologen der Bekennenden Kirche im 'Dritten Reich' hatten mich geprägt, und ich war der Überzeugung, die Theologie, die ich bei ihnen gelernt hatte, sei in den Kirchen, die unter kommunistischer Herrschaft und von ihr bedrängt waren, besser am Platz." Nach zwei Jahren Tätigkeit als Studieninspektor am Predigerseminar in Wittenberg wurde Falcke Assistent am Lehrstuhl für Systematische Theologie der Theologischen Fakultät Rostock. Ein mit Karl Barth vereinbartes Dissertationsthema "Die Gesellschaftslehre Friedrich Schleiermachers" wurde in Rostock weitergeführt und 1958 mit der Promotion zum Dr. theol. abgeschlossen. 1961 erfolgte die Habilitation. Um Loyalitätskonflikte als staatlich angestellter Professor in der DDR zu vermeiden, ging er ins Pfarramt. 1973 berief ihn seine Kirche zum Propst des Sprengels Erfurt, den er bis zu seinem Ruhestand 1994 leitete. 

Allen Angeboten zum Trotz hat sich Falcke nach der Wende einen Wechsel in die Politik versagt - ähnlich wie zuvor schon den wiederholten Bitten nach Übernahme eines Bischofsamtes. Und auch nach seinem Ruhestand 1994 ist er sich und seinem Engagement treu geblieben - sei es als einer der Initiatoren der "Erfurter Erklärung", die angesichts der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich eine grundlegende Erneuerung der Politik forderte, sei es bei den großen Demonstrationen gegen den Irak-Krieg oder beim Disput über gesellschaftliche Ursachen für die Bluttat am Erfurter Gutenberg-Gymnasium.