08.12.2023
Geplante Umgestaltung der Augustinerkirche: Fragen und Fakten

Der Innenraum der Evangelischen Augustinerkirche zu Erfurt soll neu gestaltet werden. 17 Vorschläge waren bei einem Archiketenwettbewerb eingereicht worden. Gewonnen hat das Leipziger Büro Schöner und Panzer Architekten BDA. Augustinerpfarrer Bernd Prigge beantwortet Fragen zum Bauvorhaben.

Warum soll die Augustinerkirche umgestaltet werden? Sie soll einladender und freundlicher werden.

Viele empfinden die Kirche als dunkel und wenig einladend. Die Kirche ist unzureichend ausgeleuchtet, im Winter sehr kalt und zugig sowie für die Chorarbeit nur mit großem Umbauaufwand nutzbar. Die Kirche soll als Gottesdienstort besser genutzt werden können, die Geschichte der Kirche soll sichtbarer werden. Außerdem braucht es bessere Bedingungen für den großen Chor. Die letzte Umgestaltung fand in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts statt. Aus einer neogotischen Kirche wurde ein schlichter Innenraum. Der Architekt wollte den Geist eines ehemaligen Bettelordens aufnehmen. Dieser Geist wird fortgeführt und für die heutige Nutzung verbessert.

Wie soll sie umgestaltet werden? Sie soll schlicht, geschichtsbewusst und wärmer wirken.

Der schlichte Stil eines Bettelordens soll erhalten bleiben. Aber die Kirche soll heller und freundlicher werden. Eine neue Empore im nördlichen Seitenschiff soll an das Erfurter Unionsparlament erinnern und eine Symmetrie zur Südempore herstellen. Dezente Bildschirme unter der Galerie geben die Geschichte des Ortes wieder. Im Westteil wird ein mobiles Podest eingebaut, das erlaubt, den Kirchenraum mit seinen mittelalterlichen Fenstern aus einem anderen Blickwinkel wahrzunehmen und der Augustinerkantorei gute Auftrittsmöglichkeiten zu geben. Die Decke soll aufgehellt, die Beleuchtung erneuert und das feste Gestühl durch Bänke und Stühle ersetzt werden, die flexibel einsetzbar sind.

Wer hat das entschieden? Ein Prozess mit vielen Beteiligten liegt hinter der Gemeinde.

Es gab im Jahr 2020 Vorbesprechungen mit Menschen, die sich dem Augustinerkloster zugehörig fühlen, Vertreterinnen und Vertretern der Stadt und des Denkmalamtes, mit Menschen aus der Tourismusbranche, Historikern, Kirchenmusikerinnen und Bau- sowie Heizungsfachleuten. Die Erkenntnisse und Wünsche von ihnen wurden in einem Auslobungstext zusammengetragen. An einem Architekturwettbewerb nahmen dann 18 Büros teil. Die Jury bestand aus etwa 20 Expertinnen und Experten. Das Büro Schoener und Panzer aus Leipzig konnte mit seinem Entwurf überzeugen.    

Was soll die Umgestaltung kosten? Ca. fünf Millionen Euro sind veranschlagt.

Die Umgestaltung soll etwa fünf Millionen Euro kosten, wobei rund zehn Prozent für Unvorhersehbares einkalkuliert wurden. Allein das (ökologisch ausgerichtete) Heizungssystem mit modernster Technik und mit Wärmepumpen schlägt mit 1,9 Millionen Euro zu Buche. 

Woher soll das Geld kommen? Aus öffentlichen Mitteln und Spenden.

Für dieses nationale Denkmal erhoffen wir uns öffentliche Mittel und Spenden von Menschen und Stiftungen, die sich dem Augustinerkloster, Martin Luther und dem Ort der Demokratiegeschichte verbunden fühlen. Immerhin gibt es auf der Welt 900 Millionen Protestantinnen und Protestanten!

Bis wann soll das Vorhaben umgesetzt werden? Möglichst bald.

Im Jahr 2027 feiert das Augustinerkloster sein 750jähriges Bestehen. Ein würdiges Datum, um die Umgestaltung der Augustinerkirche bis dahin abzuschließen.

Was sagt die Denkmalpflege? Essentielles bewahren. Und in der heutigen Zeit vom Glauben erzählen.

Die Denkmalpflege möchte den vor dem Zweiten Weltkrieg hergestellten Raumzustand bewahren. Das ist die Aufgabe des Denkmalschutzes und liegt in der Natur der Sache. Doch die Augustinerkirche ist nicht nur ein geschichtliches Monument, sondern auch in kirchlicher Nutzung. Religiöse Belange sind zu berücksichtigen. Wesentliche Teile der damaligen Gestaltung durch den Architekten Theo Kellner werden erhalten: das Puristische, das Deckengewölbe, die Kanzel, der erhöhte Chorraum, die Orgelverkleidung. Anderes wird sich verändern: der behindertengerechte Aufgang in den Chor, eine neue Empore wie zu Zeiten des Erfurter Unionsparlamentes (1850), ein Chorpodest u.a. In der Kirche soll Geschichte lebendig gehalten werden, aber sie soll auch ihre Aufgabe erfüllen: zum Gebet rufen, Menschen ansprechen und gute Bedingungen schaffen, um heute vom Glauben zu erzählen.

Was sah die Kirche zur Zeit Luthers aus? Eine Kirche mit vielen Altären und ohne Bänke.

Es gab damals in der Kirche viele Seitenaltäre für zahlreiche Anlässe und Heilige. Es fehlten die Bänke im Hauptschiff. Die Menschen standen damals im Gottesdienst. Die jetzige Kanzel gab es nicht. Der Chorraum war durch einen Lettner (Schranke zwischen geistlichem und weltlichem Teil) von den Laienbrüdern abgetrennt. Es gab wohl noch weitere mittelalterliche Farbglasfenster.

Und zu guter Letzt: 

Kann ich die Umgestaltung unterstützen? Wir brauchen Ihre Hilfe.

Jede kleine oder große Unterstützung ist willkommen. Das Spendenkonto lautet: Landeskirchenamt, IBAN: DE47 35060190 1551 9000 25, BIC: GENO DED1 DKD, Verwendungszweck: 01/5290/01/2210 UK 000001. Gerne stellen wir Ihnen eine Spendenbescheinigung aus. Teilen Sie uns bitte dazu beim Verwendungszweck Ihre Adresse mit. Kontaktieren Sie gern bei Fragen den Augustinerpfarrer Bernd Prigge, bernd.prigge@augustinerkloster.de, 0361/57660242.