14.03.2023
7. Tagung der XVII. Kreissynode am 2. März 2023
Unter dem Zeichen des Ukraine-Krieges stand die 7. Tagung der Kreissynode des Kirchenkreises Erfurt.
„Zukunft hat der Mensch des Friedens“ (Ps 37,37b), unter dieses Thema stellte der Senior des Kirchenkreises, Dr. Matthias Rein, seinen Bericht auf der Tagung am 2. März. Erst wenige Tage zuvor, am 23. Februar 2023, ist im Rahmen des Ökumenischen Friedensgebetes in der Lorenzkirche der Opfer des Krieges in der Ukraine gedacht und für den Frieden gebetet worden.
„Wie hat uns dieser Krieg in den Erfurter Kirchengemeinden betroffen und verändert?“, fragte Rein zu Beginn seines Vortrages. Zunächst verwies er auf die praktische Hilfe, die der Kirchenkreis in den zurückliegenden Monaten geleistet habe. So hätten ukrainische Flüchtlinge in der Regler- und in der Thomasgemeinde, im Augustinerkloster sowie in einer Wohnung in der Allerheiligenstraße Unterkunft gefunden. Neben Spenden seien Kleider, Hilfsgüter und Geld im Kirchenkreis gesammelte worden; viele Kontakte mit Ukrainerinnen und Ukrainer seien mittlerweile entstanden. So z.B. zu Pfarrer Jaroslaw Sadovyy und der Katholisch-Ukrainische Gemeinde, zum Verein Ukrainischer Landsleute in Thüringen, zu ukrainischen Erzieherinnen in den ev. Kitas und ukrainische Lehrerinne ukrainische Mitarbeiterin n in den ev. Schulen. eine Im Büro für ausländische Mitbürgerinnen stehe eine ukrainische Mitarbeiterin für alle Fragen ukrainischer Landleute zur Verfügung,
Welche Wege zum Frieden gibt es - darüber sei in den zurückliegenden Monaten auf vielfältige Weise im Kirchenkreis nachgedacht und diskutiert worden, sagte Rein in seinem Vortrag. So habe der Kreiskirchenrat im April 2022 einen Vorschlag zu einer Stellungnahme der Landessynode auf den Weg gebracht, der dort auch diskutiert wurde. Im November 2022 debattierten Katrin Göring-Eckhart, Landesbischof Kramer und Prof. André Brodocz in der Thomas-Kirche über das Thema „Auswege aus dem Ukraine-Krieg“. „Es zeigte sich: In unserer Kirche gibt es wie in der Gesellschaft insgesamt unterschiedliche Positionen zu diesem Krieg und zu dem Weg seiner Beendigung“, sagte Rein mit Verweis auf die Veranstaltung.
Der Senior lenkte den Blick der Synodalen auch auf die Position von EKM-Landesbischof Friedrich Kramer. Dieser habe in „Glaube und Heimat“ (Ausgabe Februar 2023) seine strikt pazifistische Position mit Rückgriff auf das Gebot der Gewaltfreiheit und der Feindesliebe Jesu begründet. Er vertrete damit nur eine Position in der Debatte um Gerechtigkeit und Frieden unter Christen, betonte Rein. Es gebe weitere Positionen. Rein verwies in seinem Bericht auf Martin Luther und darauf, dass nach Luthers Auffassung Gewaltverzicht vor allem mit Blick auf die Durchsetzung persönlicher Interessen gelte. Seien Schwache bedroht und das Böse müsse abgewehrt werden, habe die staatliche Obrigkeit das Mandat für den Einsatz von Gewalt. Dietrich Bonhoeffer wiederum komme zu dem Schluss, dass Hitler unschuldige Menschen ermorden lasse. Bonhoeffer entschloss sich deshalb in der Konsequenz dazu, an Hitlers Beseitigung mitzuwirken. Insgesamt, so betonte Rein, gebe es für Christ*innen unterschiedliche Ansätze, mit dem Krieg umzugehen. „Jesu Gebot der Feindesliebe und der Gewaltfreiheit sind für uns als Christen Richtschnur. Im Umgang mit dem Bösen und hemmungsloser Gewalt von Angreifern ist es unumgänglich, dass der Staat das Gewaltmonopol zum Schutz der Schwachen ausübt“, betonte der Senior abschließend.
Rein kam dann zum Thema Photovoltaik-Anlagen auf denkmalgeschützten Gebäuden (u.a. auf Kirchen). Eine entsprechende Erklärung der letzten Synode sei den Fraktionen des Thüringer Landtags, Verwaltungen und Ministerien auf kommunaler und Landesebene zugeleitet worden. Darauf habe es viele Reaktionen gegeben, u.a. von der Vizepräsidentin des Landtages, Dorothea Marx, vom zuständigen Minister für Kultur, Dr. Benjamin-Immanuel Hoff, von der zuständigen Leiterin der Fachabteilung Erneuerbare Energien im Umweltministerium sowie vom Erfurter Beigeordneten für Kultur und Stadtentwicklung, Dr. Tobias Knoblich. Zu Beginn dieses Jahres habe die Staatskanzlei Hinweise an die Denkmalschutzbehörden veröffentlicht, wie bei Genehmigungen von Installationen von Photovoltaik-Anlagen auf denkmalgeschützten Gebäuden verfahren werden solle. Konkret Pläne gebe es bereits für die Predigerkirche, das Andreasgemeindehaus und das Johannes-Lang-Haus vor. Bei diesem Thema, so betonte Rein, habe die Kreissynode prägnant Stellung bezogen. Insgesamt beschäftige das Thema „Reduzierung des Energieverbrauchs“ die Kirchengemeinden, Einrichtungen und das Kreiskirchenamt immens.
Seit Sommer 2022 läuft eine Evaluationsprozess der unselbständigen Einrichtung des Kirchenkreises Offene Arbeit Erfurt, die es seit 1978 in Erfurt gibt, berichtete Rein. Anlass sei u.a. der bevorstehende Ruhestand von Diakon Wolfang Musigmann zum Jahresende. Seine Nachfolge sei bereits geregelt. Die Offene Arbeit verstehe sich als eine Basisgemeinde, für die Partizipation der Menschen wichtig ist und die auf Menschen zugeht und Menschen Raum bietet, die zunächst keine Verbindungen zu unseren herkömmlichen Gemeinden haben. Die inhaltliche Basis ihrer Arbeit bilden die Grundsätze des konziliaren Prozesses Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung.
Weitere Punkte im Bericht des Seniors waren
- mögliche Kooperationen mit anderen Kirchenkreisen
- die geplante Fahrt einer Studiengruppe aus Erfurt in die Partnerregion Bradford in der Diözese Leeds in Großbritannien (26. bis 31.10.2023, Anmeldungen sind noch möglich)
- ein Besuch im Partnerkirchenkreis an Lahn und Dill im September 2023
- die Vorbereitungen für die Teilnahme am 103. Deutsche Katholikentag vom 29.5 bis 2.6.2024 in Erfurt. Rein informierte in diesem Zusammenhang darüber, dass Präses Dr. Ulrich Born dem eigens gegründeten Trägervereins angehöre. Vertreter des Kirchenkreises arbeiteten in den Arbeitskreisen Theologie und Ökumene, Kultur und jüdisch-christlicher Dialog sowie in der Vorbereitungsgruppe für den Abend der Begegnung am 29.5.2024 mit.
Ein Highlight in diesem Jahr sei der Evangelische Kirchentag in Nürnberg vom 7. bis 11. Juni 2023. In einem eigens von der Kirchenzeitung gecharterten Sonderzug könnt man von Erfurt nach Nürnberg und wieder zurück fahren - für günstige 23€.
Als weiterer Punkt auf der Tagesordnung stand die Taufpraxis im Kirchenkreis. Nach einem Impuls von Pfarrer Christoph Knoll wurde sich darüber ausgetauscht, was Menschen heute bewegt, sich taufen zu lassen und welche unterschiedlichen Anregungen und Taufpraxen gibt es in den Kirchgemeinden.