17.03.2014
Podiumsdiskussion: Ist Kritik an Israel Antisemitismus?
„Das wird man ja noch sagen dürfen! Ist Kritik an Israel Antisemitismus?“ lautet das Thema einer Podiumsdiskussion am kommenden Donnerstag (20. März, 19.30 Uhr, Michaeliskirche) in Erfurt. Prof. Dietmar Herz, (Staatssekretär im Thüringer Justizministerium), Rüdiger Bender (Philosoph, Universität Erfurt) und Dr. Aribert Rothe (Gründer der Evangelischen Stadtakademie „Meister Eckhart“) diskutieren über das brisante Thema.
Die Moderation übernimmt Dr. Andreas Fincke, Regionalstellenleiter der Evangelischen Erwachsenenbildung Thüringen (EEBT). Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Jüdisches Leben im Schatten des Antisemitismus“ der EEBT.Der deutsche EU-Parlamentspräsident Martin Schulz hatte bei einer Rede im Israelischen Parlament vor einigen Wochen heftige Kritik geerntet, als er Israels Umgang mit den Palästinensern kritisierte. Unter Protest verließen damals einige Abgeordnete das Parlament. Später rechtfertigte Schulz sich. Er könne nicht nur Dinge sagen, die allen gefallen. Eine Demokratie wie der Staat Israel müsse Kritik aushalten.
Allerdings hatte Martin Schulz seiner Rede mehrfach unzutreffende Tatsachenbehauptungen zu Grunde gelegt. Zum Beispiel: „Wie kann es sein, dass Israelis 70 Liter Wasser am Tag benutzen dürfen und Palästinenser nur 17?“ Diese vom Europäischen Parlamentspräsidenten genannten Zahlen widersprechen sogar offiziellen palästinensischen Angaben. Die palästinensische Wasserbehörde gibt an, dass jedem Palästinenser 103 Liter pro Tag zur Verfügung stünden (offenbar ohne Verluste abzuziehen, die in Palästina durch defekte Leitungen bei 33% liegen).
In der Podiumsdiskussion geht es vor allem um die Frage, welche Kritik – zumal in deutscher Sprache - gegenüber Israel möglich ist und warum der EU-Parlamentspräsident „wie so viele Europäer einer selektiven Wahrnehmung“ (Benjamin Netanyahu) unterliegt.
Die Veranstaltungsreihe „Jüdisches Leben im Schatten des Antisemitismus“ befasst sich mit jüdischem Leben in Deutschland in Vergangenheit und Gegenwart. Auch aktuelle Debatten über Judentum, den Staat Israel und Erscheinungen des Antisemitismus werden aufgegriffen. Die Reihe beinhaltet Podiumsdiskussionen, Vorträge und Stadtführungen. Einen Schwerpunkt bildet dabei das jüdische Leben in Erfurt. Den Abschluss der Reihe bildet ein Gespräch mit Stephan J. Kramer, langjähriger Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, am 3. April (19.30 Uhr, Erfurt, Michaeliskirche). Das Thema: „Das Judentum in der deutschen Gesellschaft“.
Die Veranstaltungsreihe wird gefördert durch den Lokalen Aktionsplan gegen Rechtsextremismus der Stadt Erfurt und erfolgt in Kooperation mit der Landeszentrale für Politische Bildung Thüringen und dem Netzwerk „Jüdisches Leben Erfurt“.