22.02.2021
Glasfenster im Augustinerkloster erinnert an berühmten Gast
Erinnerung an einen besonderen Gast im Erfurter Augustinerkloster. 1980 besuchte Frère Roger Schutz aus Taizé Erfurt, um als Gast an einer katholischen Jugendwallfahrt in Erfurt teilzunehmen. Zeitzeugen erinnern sich noch heute an dieses 40 Jahre zurück liegende Ereignis.
Altpropst Heino Falcke, der damals dabei war, berichtete kürzlich im Augustinerkloster von der Begegnung mit Frère Roger Schutz, dem ersten Prior der berühmten Gemeinschaft in Taizé. Ein Ereignis, das für Heino Falcke, von 1973 bis zu seinem Ruhestand 1994 Propst des Kirchensprengels Erfurt, immer noch präsent ist. Anlass für das Zusammentreffen mit Schutz war eine katholischen Jugendwallfahrt im Jahr 1980 in Erfurt. Heino Falcke erinnert sich genau an diesen Tag im Mai und an die Prozession, die auf der Wiese hinter dem Dom begann und um den Domberg herum auf die Domstufen führte. Dort standen Bischof Hugo Aufderbeck, Roger Schutz und Heino Falcke, unten, auf dem Domplatz, einige hundert Menschen.
Eine Szene hat sich Falcke besonders eingebrannt: Ein kleiner Junge löste sich allein unten aus der Menge, stieg die Stufen langsam, ohne Zögern Stufe um Stufe hinauf, wo er von den dreien begrüßt wurde (Foto). Heino Falcke: „Ich thematisierte in meiner Ansprache den Weg dieses Jungen als Symbol für die Existenz der Christen im Alltag der DDR - ein Bild von einer starken Symbolkraft.“
Es gibt weitere Erinnerungen an diesen besonderen Tag im Mai 1980 - in Form von Fotos, aber auch durch Erzählungen von Menschen, die damals auf den Domplatz dabei waren. Tiefen Eindruck hinterlassen hat Schutz’ Besuch in Erfurt beispielsweise beim Ehepaar Vater, das 1980 in Viernau im südlichen Thüringer Wald eine Pfarrstelle inne hatte. Viel Zeit und Kraft investierten die Vaters damals in die Arbeit mit behinderten Menschen, viele von ihnen jung. Regelmäßig gab es Treffen im Pfarrhaus und gemeinsame Unternehmungen, die durch freiwillige Helfer ermöglicht wurden. „Und so war es eine Selbstverständlichkeit, dass auch wir nach Erfurt zur Begegnung mit Frére Roger Schutz fuhren“, erzählen die Vaters, die heute im Ruhestand sind.
Dass sich das Ehepaar noch so genau an diesen Tag im Mai 1980 erinnert, hat sicher auch mit der besonderen Ausstrahlung von Frère Roger Schutz zu tun: „Wie kaum ein anderer verstand Schutz es, Jugendlichen die christliche Spiritualität zu erschließen und attraktiv zu machen“, sagte der katholische Bischof Joachim Wanke im Jahr 2005 nach Schutz’ tragischem Tod.
Heute erinnert ein Glasfenster im Augustinerkloster an den besonderen Gast aus Taizé. Es zeigt die Verklärung Jesu, eines der großen Glaubensgeheimnisse.