26.04.2017
Gedenken an die Opfer des Amoklaufs am Gutenberg-Gymnasium

Erfurt gedenkt der Opfer des Amoklaufs am Gutenberg-Gymnasium vom 26. April 2002. Neben einer Gedenkstunde am Ort des Geschehens lädt die Andreasgemeinde am Abend zu einer Andacht. Vor 15 Jahren hatte ein ehemaliger Schüler 16 Menschen erschossen, bevor er sich selbst richtete.

Um 11 Uhr soll beim Gedenken der Schulgemeinschaft auch zum ersten Mal die neugegossene Schulglocke erklingen. Dabei soll an jedes der einzelnen Opfer - zwölf Pädagogen, eine Sekretärin, zwei Gymnasiasten und einen Polizisten - mit einem Glockenschlag erinnert werden. Zur selben Zeit läutet auch die Glocke der Andreaskirche 16 Mal.

"Die beiden Glocken verbinden uns, in der Kirche und an der Schule", sagt Pfarrerin Ruth-Elisabeth Schlemmer. Sie seien Zeichen: "Für unseren Schmerz, der bleibt. Für unsere Hoffnung, die ins Leben trägt. Für unser Herz, das nach draußen in die Stadt und zu den Menschen ruft: Habt Acht aufeinander", so die Pfarrerin. Die Andacht "Neige deine Ohren und erhöre uns" in der Andreaskirche soll auch an den Abend nach der Bluttat erinnern, als Hunderte Erfurter in der überfüllten Kirche gemeinsam trauerten.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) bezeichnete den 26. April 2002 als "einen der schrecklichsten Tage, die wir in Thüringen erlebt haben". Neben dem Gedenken an die 16 Menschen, die jäh aus dem Leben gerissen wurden, stünden die Verzweiflung und der Hass eines jungen Mannes, der beidem auf so brutale Weise Ausdruck verliehen habe.

Gerade in diesen Tagen seien seine Gedanken bei den Angehörigen der Opfer. "Ich weiß, dass die Wunden auch nach 15 Jahren nicht verheilt sind und jede Nachricht von einem erneuten Amoklauf oder einem Anschlag die schmerzlichen Erinnerungen daran weckt", so Ramelow. Doch sei dieser Tag zugleich eine Mahnung. Staat und Gesellschaft müssten alles dafür tun, um solche Gewalttaten zu verhindern.

Im Vorfeld des Jahrestages waren aber auch kritische Stimmen zu hören. So warten die Hinterbliebenen der Opfer immer noch auf eine Entschuldigung der damals für den Rettungseinsatz Verantwortlichen und deren Eingeständnis, überfordert gewesen zu sein. An den Schulen gibt es zudem noch immer zu wenige Schulpsychologen.

Recherchen von MDR Aktuell zufolge konnte die Forderung nach einem Psychologen pro Schule nicht umgesetzt werden. Dafür hatte sich der damalige Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) nach Ereignissen am Gutenberg-Gymnasium ausgesprochen. Nach Angaben des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen liegt Thüringen im Bundesvergleich auf Platz vier. Hier gebe es 35 Schulpsychologen, von denen sich jeder im Schnitt um knapp 6.800 Schüler kümmere, hieß es.