30.07.2018
Erfolgreiches Projekt im Café Paul
„Wir schaffen das!“, dieser Satz von Bundeskanzlerin Merkel zur Aufnahme von Asylbewerbern im Jahr 2015 hat Geschichte geschrieben. Ca. 6000 Menschen befinden sich momentan allein in Erfurt in einem laufenden Asylverfahren. Ein Projekt in der Predigergemeinde kümmert sich um einige dieser Menschen.
„Schaffen wir das denn tatsächlich?“ Diese Frage beantworten Katharina Passolt und Hans-Jürgen Dörner nach einem winzigen Moment des Nachdenkens mit einem ganz klaren Ja. Aber mit einer Einschränkung: Nicht innerhalb einer Legislaturperiode, also innerhalb von vier Jahren. Aber innerhalb von ein zwei Generationen - „das ist ganz sicher zu schaffen“.Hinter den beiden Ehrenamtlichen liegen drei Jahre, in denen sich anfängliche Euphorie und eine gewisse Naivität in der Arbeit mit Geflüchteten zu einer „differenzierteren Sichtweise“ gewandelt haben. Die Mitarbeit bei der Integration von Geflüchteten ist anstrengend und nicht immer erfolgreich. Gleichzeitig empfinden Katharina Passolt und Hans-Jürgen Dörner ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit und eine „große Bereicherung durch die Menschen aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen“.
Die Pfarrerin Katharina Passolt und der ehemalige Vizepräsident des Bundesarbeitsgerichtes Hans-Jürgen Dörner haben sich schon früh engagiert. Bereits im Herbst 2014, noch vor Beginn der großen Flüchtlingsbewegung, fand sich in der Predigergemeinde des Kirchenkreises Erfurt eine Gruppe Ehrenamtlicher zusammen, die nicht nur zuschauen, sondern etwas für die Geflüchteten tun wollten. Vor allem Sprachkurse wurden für die überschaubare Zahl an Flüchtlingen, die es zu diesem Zeitpunkt in Erfurt gab, in der Predigergemeinde angeboten. Dass nur wenige Monate später Hunderttausende nach Deutschland und Hunderte Menschen auch nach Erfurt kommen würden, konnte damals niemand ahnen Inzwischen, seit Mitte 2015, gibt es die „Begegnungsstätte Café Paul“.
Immer samstags trifft sich dort, gleich bei der Erfurter Predigerkirche, eine bunt gemischte Gruppe aus Ehrenamtlichen und Migranten. Ein Kraftakt, vor allem für die etwa 15 Ehrenamtlichen, die abwechselnd vor Ort sind. Sie garantieren, dass das Café immer samstags geöffnet werden kann - trotz knapper Freizeit und familiärer Verpflichtungen. Denn für die meisten Geflüchteten, die aus im Wesentlichen aus Afghanistan und Syrien kommen, ist die Begegnungsstätte inzwischen zu einem wichtigen Anlaufpunkt geworden. Dort gibt es bei Kaffee und Kuchen Gespräche, Spiele (u. a an einem Tisch-Kicker) und Musik. Und es wird geredet – unbedingt auf Deutsch und nur in Ausnahmefällen kurz auf Englisch, wie Hans-Jürgen Dörner betont. Einmal im Monat geht es auf Entdeckertour in Erfurt und ins Umland – und das ist durchaus wörtlich zu verstehen. „Für viele Geflüchtete sind solche Ausflüge mit einem thematischen Schwerpunkt eine ganz neue Erfahrung“, sagt Katharina Passolt. Vor allem die Frauen seien oft eng an ihr Zuhause angebunden.
Die Nachfrage nach den Touren, die von einem gemeinsamen Wochenende in einem Freizeitheim über Ausflüge hin zum Museumsbesuch reichen, sei deshalb groß. Nicht nur deshalb sind neue Ehrenamtliche in dem Projekt willkommen.
Ehrenamtliche, die in der Begegnungsstätte „Café Paul“ mitmachen wollen, sind gerne willkommen. Die Zugehörigkeit zu einer Kirchengemeinde oder Kirche ist nicht erforderlich. Kontakt: Büro der Predigergemeinde Erfurt Tel. 0361/5626214; gemeindebuero@predigergemeinde.de
Die nächsten Touren führen die Gruppe am 11. August zur Grundmühle bei Erfurt und am 1. September zur Wachsenburg bei Arnstadt. Herzliche Einladung dazu!