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Ein quadratisches Beinhaus bei der Augustinerkirche, der schönste Erfurter Ölberg vor der Reglerkirche und eine Kette mit dem Schulterblatt eines Riesen – solche „sonderbahren alten und neuen Merckwürdigkeiten“ beschreibt Johan Michael Weinrich in seinem Kirchenführer vom Anfang des 18. Jahrhunderts. Der Geschichtswissenschaftler Tim Erthel stellt ihn bei einem Vortrag in der Bibliothek des Evangelischen Ministeriums im Augustinerkloster vor. Er berichtet am Donnerstag, 16. Juni, ab 19 Uhr auf Einladung des Fördervereins der Bibliothek über den Kirchenführer. Der Eintritt ist frei.

Ausgegraben hat Tim Erthel den Kirchenführer von Weinrich im Erfurter Stadtarchiv. „Die Handschrift ist äußerlich eher unscheinbar, doch der Inhalt versetzt den Leser mitunter in Staunen“, erklärt Erthel. Ihr Verfasser beschreibt darin detailverliebt das Inventar mehrerer Erfurter Kirchen, darunter die Augustiner- und die Predigerkirche, aber auch den Dom St. Marien. Neben bekannten Ausstattungsstücken werden auch Objekte aufgeführt, deren Existenz bisher gar nicht bekannt war oder die heute verschollen sind.

Einen Schwerpunkt der Ausführungen Weinrichs bilden die Grabdenkmäler. Zahlreiche Grabsteine und Epitaphien werden ausführlich mit ihren Darstellungen, Inschriften und Wappen beschrieben, darunter auch der Grabstein für den Reformator Johannes Lang in der Michaeliskirche. „Umso mehr überrascht, dass die Geschichtsforscher die Handschrift bisher kaum beachtet haben“, so Erthel. Auch Fragen nach dem Verfasser der Handschrift und ihrem Zweck wurden bisher nur unzureichend beantwortet. Der Referent geht diesen Fragen nach und verspricht spannende Einblicke in Baugestalt und Inneneinrichtung der Erfurter Kirchen zu Beginn des 18. Jahrhunderts.